Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907 – 1942)

Karminski, Hannah (Johanna Minna)

Vorname Hannah (Johanna Minna)
Nachname Karminski
Geburtsdatum 24.04.1897
Geburtsort/Wohnort Berlin
Aufenthalt im Heim „Isenburg“ 03.05.1938 - 27.05.1938
Abgemeldet nach Berlin/Berlin, Pariserstr. 18
Beruf Sozialarbeiterin/ Fürsorgerin
Deportation/Flucht Deportiert am 09.12.1942 von Berlin in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
Sterbedatum und -ort 04.06.1943, Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Hannah Karminski lebte nicht längerfristig im Neu-Isenburger Heim des Jüdischen Frauenbundes. Sie ist jedoch in den Personallisten des Heims verzeichnet, weil sie sich im Mai 1938 – vermutlich im Auftrag des Jüdischen Frauenbundes - knapp einen Monat lang in der Einrichtung aufhielt. Als enge Vertraute und Freundin von Bertha Pappenheim war sie außerdem häufig in Neu-Isenburg zu Besuch.

 

Hannah Karminski wurde am 24. April 1897 als Tochter des Bankiers Adolf Abraham Karminski und seiner Frau Selma geboren. Sie wuchs in Berlin auf.

 

Hannah Karminski war eine hochqualifizierte Sozialarbeiterin, ausgebildet am renommierten Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin und am Hamburger Sozialpädagogischen Institut der Frauenrechtlerinnen Gertrud Bäumer und Marie Baum. Nach ihrer Ausbildung übernahm sie in Frankfurt die Leitung des „Israelitischen Mädchenclubs“. Hier lernte sie Bertha Pappenheim kennen.

 

Bertha Pappenheim konnte die fast vierzig Jahre jüngere Freundin zur Mitarbeit im Jüdischen Frauenbund gewinnen. Mitte der 1920er Jahre kehrte Hannah Karminski nach Berlin zurück und übernahm die Redaktion der „Blätter des Jüdischen Frauenbundes für Frauenarbeit und Frauenbewegung“. Die erfolgreiche Zeitung wurde im November 1938 verboten, der Jüdische Frauenbund 1939 aufgelöst.

 

Ab Sommer 1942 leitete Hannah Karminski die Abteilung Wohlfahrt (später Fürsorge und Auswandererberatung) der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. In dieser Stellung verhalf sie Tausenden zur Auswanderung und rettete sie vor der Deportation. Sie selbst hatte viele Gelegenheiten, das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen, als sie Kindertransporte nach England begleitete oder Angehörige in der Schweiz besuchte. Sie lehnte es jedoch ab zu fliehen und die Verfolgten in Deutschland zu verlassen.

 

Am 9. Dezember 1942 wurde Hannah Karminski  von Berlin in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Am 4. Juni 1943 wurde sie in Auschwitz-Birkenau ermordet. In der Sterbeanzeige aus dem Lager Auschwitz ist als Todesursache "Myocardinsuffizienz" angegeben.

 

Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945; Auschwitz Museum's Archive

 

Literatur zu Hannah Karminski (Auswahl): Manfred Berger, Hannah Karminski, in: Berlin Aktuell. 2000, Nr. 66, S. 12; Marion A. Kaplan, Die jüdische Frauenbewegung in Deutschland. Gudrun Maierhof: Selbstbehauptung im Chaos; dies., „Ich bleibe, um meine Pflicht zu tun“, in: Sabine Hering (Hrsg.): Jüdische Wohlfahrt im Spiegel von Biographien, S. 220 ff.

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