Stadt Neu Isenburg

Namen

Bachrach, Gerda Gretel

VornameGerda Gretel
NachnameBachrach
Geburtsdatum02.10.1922
Geburtsort/WohnortNeukirchen (Kreis Ziegenhain)
Aufenthalt im Heim „Isenburg“01.09.1939 - 01.03.1940
Abgemeldet nachNeukirchen
BerufSchülerin
Deportation/Flucht

Deportiert am 01.06.1942 von Kassel in das Vernichtungslager Sobibór

Sterbedatum und -ortVernichtungslager Sobibór

Gretel Bachrach wurde am 2. Oktober 1922 in Neukirchen geboren. Ihrer Familie ging es wirtschaftlich gut: Gretels Eltern, Julius und Mina Meta Bachrach, besaßen am Marktplatz 66 ein Haus, in dem sie lebten, und ein großes Gartengrundstück. Der Vater führte in Neukirchen ein Geschäft.

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung und dem Boykott gegen die Geschäfte jüdischer Inhaber begann für die Familie der wirtschaftliche Niedergang, denn Julius Bachrach verlor nach und nach immer mehr Kunden. Im September 1938 mussten Julius und Mina Meta Bachrach ihr Gartengrundstück verkaufen, im Februar 1939 schließlich das Geschäft aufgeben. Das Warenlager übernahm die Wirtschaftsgruppe des Einzelhandels in Kassel, angeblich „auf Antrag des Julius Bachrach“. Julius Bachrach verdiente den Lebensunterhalt der Familie nun als Arbeiter. In dieser Situation begann seine Tochter Gretel am 1. September 1939 mit 17 Jahren im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg ein sechsmonatiges Praktikum.

Nach dem Tod ihres Vaters am 5. Oktober 1940 lebten Meta und Gretel von 52 Mark Wohlfahrtsunterstützung monatlich, besaßen aber noch das Haus am Neukirchener Marktplatz. Trotz ihrer eigenen Notsituation versuchte Meta im Winter 1940/41, ihren Schwager Sally zu unterstützen. Sally Bachrach war bei der Massendeportation der badischen Juden im Oktober 1940 nach Südfrankreich verschleppt worden und litt im Lager Gurs unter Hunger und Kälte.

Meta Bachrachs Vermögen war zu diesem Zeitpunkt bereits von den Finanzbehörden erfasst. Sie durfte über ihre finanziellen Mittel nicht mehr frei verfügen. Deshalb beantragte sie am 27. Dezember 1940 bei der Devisenstelle Kassel, ihrem Schwager eine Decke, warme Wäsche, Lebensmittel und etwas Geld schicken zu dürfen. Drei Tage später lehnte die Devisenstelle diesen Antrag ohne Begründung ab.

Mit Vertrag vom 22. Mai 1941 musste Meta Bachrach schließlich ihr Wohnhaus an die Stadt Neukirchen verkaufen. Meta Bachrach erhielt für das Haus keinen Pfennig. Angeblich war nach Aufrechnung mit Forderungen von Gläubigern der Kaufpreis erschöpft.

Gretel Bachrach wurde am 1. Juni 1942 zusammen mit ihrer Mutter deportiert. Der Transport umfasste 508 Menschen aus dem Bezirk Kassel. In Halle und Chemnitz wurden insgesamt noch einmal ebenso viele Opfer aufgenommen. Ziel des Transports war das Ghetto Izbica im Distrikt Lublin. Noch bevor er dort ankam, wurden in Lublin auf einem Nebengleis die arbeitsfähigen Männer selektiert und in das Lager Majdanek eingewiesen. Vermutlich wurde übrigen Menschen direkt in das Vernichtungslager Sobibór weitergeleitet (Gottwaldt/Schulle, S. 211 ff.). 

Gretel Bachrach war zum Zeitpunkt der Deportation 19 Jahre alt, ihre Mutter 47.

Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945

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