Vorname | Ruth Ellen |
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Nachname | Glücksmann (Glicksmann) |
Geburtsdatum | 16.06.1933 |
Geburtsort/Wohnort | Frankfurt am Main |
Aufenthalt im Heim „Isenburg“ | 27.06.1933 - 03.07.1939 |
Abgemeldet nach | England |
Beruf | - |
Deportation/Flucht | Geflohen 1939 nach England |
Sterbedatum und -ort | - |
Ruth Ellen Glücksmann (Glicksmann) ist die Tochter von Paula Glücksmann (Glicksmann), die ebenfalls in diesem Gedenkbuch verzeichnet ist. Ruth Ellens Vater ist vermutlich Ernst Falkenstein, ein verheirateter Mann, der 1944 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde. Ruth Ellen wurde am 16. Juni 1933 im Israelitischen Krankenhaus in Frankfurt am Main, Gagernstraße 36, geboren. Kurz nach ihrer Geburt kam sie gemeinsam mit ihrer Mutter in die Obhut des Heims „Isenburg“. Dort verbrachte sie ihre Kindheit, bis sie im Mai 1939 im Alter von sechs Jahren in einem „Kindertransport“ nach England gerettet wurde. Nach ihrer Ankunft in Margate lebte sie zunächst in der Bunce Court School in Otterden in Kent.
Die Bunce Court School wurde im Oktober 1933 von der deutschen Emigrantin Anna Essinger als „Schule im Exil“ eingerichtet. Mit Unterstützung der Quäker führte Essinger in der Bunce Court School das reformpädagogische Konzept des Landschulheims Herrlingen (heute Stadt Blaustein in Baden-Württemberg) fort. Das Landschulheim Herrlingen hatte Anna Esslinger 1926 zusammen mit ihrer Schwester, Clara Weimersheimer, gegründet.
In England wurde Ruth Ellen von A.V. Murphy aus Ramsgate adoptiert. Nach deren Tod verdiente die damals 18-jährige junge Frau ihren Lebensunterhalt in London als Modell. Bei einer Versammlung des evangelikalen Predigers und Baptistenpastors Billy Graham im Londoner Wembley-Stadion lernte sie ihren späteren Ehemann Michael J. Freegard kennen. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. In zweiter Ehe war Ruth Ellen mit John Rose verheiratet, der jedoch bereits kurz nach der Heirat starb. Das Ehepaar lebte in Sandhurst in Kent. Später lernte Ruth Ellen Alfred Blanche kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod in Fairlight, Sussex, lebte.
Ruth Ellen war eine lebensfrohe Frau, die nach ihrer schweren Kindheit in Deutschland in England ein erfülltes Leben führte. Die als Kind erlittenen Verletzungen verheilten jedoch nie ganz. Ruth Ellen musste ohne Familie aufwachsen, wurde nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 diskriminiert, verfolgt und bedroht. Sie erlebte im Heim „Isenburg“, wie die Einrichtung von nationalsozialistischen Gewalttätern überfallen und in Brand gesetzt wurde. Damals war sie fünf Jahre alt. Ellen Ruth Glücksmann wurde 1939 gerettet, musste jedoch im Alter von sechs Jahren ohne Familie in ein fremdes Land flüchten. Nach ihren Ausgrenzungserfahrungen als Kind schämte sich Ruth Ellen Glücksmann lange dafür, Jüdin zu sein und erzählte ihren Kindern ihre Lebensgeschichte erst, als sie bereits Ende 50 war.
Ruth Rose, geborene Glücksmann (Glicksmann), starb am 24. Januar 2019 in Fairlight.
Diese Biographie konnte mit Hilfe von Informationen von Nicola Freegard, Tochter von Ellen Ruth Glücksmann, erstellt werden.
Weitere Quelle: Stadtarchiv Neu-Isenburg