Stadt Neu Isenburg

Namen

Seif, Frieda (Freda)

VornameFrieda (Freda)
NachnameSeif
Geburtsdatum12.04.1910
Geburtsort/WohnortBerlin/ Reichelsheim (Odenwald)
Aufenthalt im Heim „Isenburg“10.04.1940 - 02.03.1942
Abgemeldet nachFrankfurt am Main, Wöhlerstr. 6 (Jüdisches Altersheim)
BerufKöchin im Heim ?Isenburg?
Deportation/Flucht

Deportiert am 15.09.1942 von Frankfurt am Main in das Ghetto Theresienstadt, 12.10.1944 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Sterbedatum und -ortKonzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Frieda Seif war die Mutter der ebenfalls in diesem Gedenkbuch verzeichneten Golda Seif. Sie flüchtete im April 1940 in das Neu-Isenburger Heim des Jüdischen Frauenbundes, in dem ihre Tochter Golda bereits seit vier Monaten untergebracht war. Die fünfköpfige Familie Seif war gewaltsam aus ihrem Heimatort Reichelsheim im Odenwald vertrieben worden und befand sich deshalb in einer verzweifelten Situation (zum Folgenden vgl. Datenbank des Jüdischen Museums Frankfurt am Main).

Richard Seif und seine Frau Frieda, geborene Adler, beide Jahrgang 1910, lebten vermutlich ab Mitte der 1930er Jahre in Reichelsheim im Odenwald. Der älteste Sohn, Jakob, wurde 1934 in Verden geboren, die beiden Töchter, Golda und Judit, kamen 1937 und 1938 in Reichelsheim zur Welt. Richard Seif war Lehrer. Da die Familie in Reichelsheim in einer zur Synagoge gehörenden Dienstwohnung lebte, ist davon auszugehen, dass Richard Seif bei der Jüdischen Gemeinde angestellt war.

1935 wurden die jüdischen Schüler in Reichelsheim vom Unterricht der öffentlichen Schule ausgeschlossen. Von nun an brachte Richard Seif die sechs Schulkinder aus Reichelsheim und weitere Kinder aus Fränkisch-Crumbach täglich mit dem Gemeindebus nach Höchst im Odenwald in die private Jüdische Bezirksschule, an der er damals unterrichtete. Auf einer solchen Fahrt wurden er und seine Schützlinge 1935 Opfer eines antisemitischen Überfalls. Eine Schülerin, die die Shoah überlebte, berichtete später:

„Eines Tages ... sahen wir in einiger Entfernung einen Lastwagen quer auf der Straße stehen. ... Der Besitzer des Lastwagens stieg aus der Fahrerkabine aus und hatte eine Startkurbel in seiner Faust. Er kam auf uns zu und begann, ohne ein Wort zu sagen, die Fenster unseres Busses zu zerschlagen, hinter denen wir Kinder kauerten und zu schreien begannen.“

Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge neben der Wohnung der Familie Seif geplündert und in Brand gesetzt. Reichelsheimer Nationalsozialisten unter Führung eines Trupps Bensheimer SS-Leute verwüsteten außerdem zahlreiche Häuser jüdischer Eigentümer und misshandelten die Bewohner. Sie zerrten die verängstigten Menschen aus ihren Wohnungen und zwangen sie, um ein vor der Synagoge entfachtes Feuer zu tanzen. In diesem Feuer verbrannten sie Gebetbücher und die Thora-Rolle aus der Synagoge. Richard Seif wurde während des Pogroms vor ein fahrendes Auto gestoßen und entkam nur knapp dem Tod.

Am 6. Januar 1939 flüchtete Frieda Seif nach Frankfurt, Richard Seif folgte ihr am 15. Juli desselben Jahres. Die Kinder waren in dieser Zeit bei Verwandten bzw. in Einrichtungen der Frankfurter Jüdischen Gemeinde untergebracht.

Nachdem sie Zuflucht im Heim des Jüdischen Frauenbundes gefunden hatte, lebte Frieda Seif dort zwei Jahre lang mit ihrer Tochter Golda. Als die Einrichtung im Frühjahr 1942 geräumt werden musste, fand Frieda Seif im Jüdischen Altersheim in der Frankfurter Wöhlerstraße 6 Unterkunft und eine Anstellung, musste sich aber von ihrer Tochter trennen. Golda kam, wie schon zuvor ihre Geschwister Jakob und Judit, im Heim der Weiblichen Fürsorge in der Frankfurter Hans-Thoma-Straße 24 unter.

Richard Seif wurde 1942 in das Lager Rivesaltes in der Nähe der südfranzösischen Stadt Perpignan verschleppt und am 11. September über das Durchgangslager Drancy bei Paris in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort verliert sich seine Spur.

Frieda Seif und ihre drei Kinder waren unter den 1378 Männern, Frauen und Kindern, die am 15. September 1942 von Frankfurt aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Zwei Jahre später, am 12. Oktober 1944, verschleppte man sie nach Auschwitz. Die 32-jährige Frieda Seif und ihre drei Kinder – der achtjährige Jakob, die fünfjährige Golda und die vierjährige Judit – kamen in Auschwitz ums Leben. Vermutlich wurden sie direkt nach ihrer Ankunft selektiert und in den Gaskammern ermordet.

Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Jüdisches Museum Frankfurt am Main

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