Stadt Neu Isenburg

Namen

Mannheimer, Marga (Margarete)

VornameMarga (Margarete)
NachnameMannheimer
Geburtsdatum10.03.1921
Geburtsort/WohnortBad Wildungen/ von Oppenheim a. Rh. zugezogen
Aufenthalt im Heim „Isenburg“17.08.1938 - 10.12.1938
Abgemeldet nachBad Wildungen, Mittelstr. 7
BerufHausangestellte
Deportation/Flucht

Deportiert am 19.10.1942 von Berlin in das Ghetto Riga

Sterbedatum und -ort22.10.1942, Ghetto Riga

Marga Mannheimer war die Mutter der ebenfalls in diesem Gedenkbuch verzeichneten Lane Laura Mannheimer. Sie wuchs zusammen mit zwei jüngeren Geschwistern bei ihren Eltern Isidor und Lina Mannheimer (geborene Lilienstein), in Bad Wildungen auf. Bevor Marga Mannheimer nach Neu-Isenburg kam, hatte sie einige Monate in Kirchhain (Marburg-Biedenkopf) als Haushaltshilfe gearbeitet und später in Berlin gelebt. Aus welchen Gründen sie sich in Oppenheim aufgehalten hatte, ist nicht bekannt.

Margarete
Marga (links) und ihre Schwester Erika Mannheimer. Foto: Privatsammlung Richard Oppenheimer.

Marga war 17 Jahre alt, als sie im August 1938 hochschwanger im Neu-Isenburger Heim des Jüdischen Frauenbundes Aufnahme fand. Ende September brachte sie im Israelitischen Krankenhaus Frankfurt in der Gagernstraße 36 ihre Tochter Lane Laura zur Welt. Zweieinhalb Monate lang betreute Marga Mannheimer ihre Tochter in der Einrichtung, bevor sie Mitte Dezember 1938 das Heim allein verließ. Sie wurde in ihre Heimatstadt Bad Wildungen abgemeldet, wohnte aber zumindest vorübergehend in Treysa. Im Februar 1941 war sie in Frankfurt am Main gemeldet.

Kurz vor ihrem 20. Geburtstag, am 4 März 1941, wurde Marga Mannheimer zur Zwangsarbeit nach Berlin verschleppt. Sie wurde dort sie bei der Siemens-Schuckertwerke AG als Maschinenarbeiterin eingesetzt.

Am 19. Oktober 1942 wurde Marga Mannheimer von Berlin aus in das Ghetto Riga deportiert. Im selben Transport befand sich auch ihre Tochter. Lane Mannheimer war im Zuge der Schließung des Heims „Isenburg“ nach Berlin in ein Waisenhaus verlegt worden. Die Verschleppten, unter ihnen 140 Kinder bis zum Alter von 10 Jahren, kamen am 22. Oktober 1942 auf dem Bahnhof Š?irotava bei Riga an. Dort wurden 81 Männer mit handwerklichen Berufen ausgewählt und verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt. Die anderen wurden unmittelbar nach der Ankunft in die umliegenden Wälder getrieben und dort an ausgehobenen Gruben ermordet (Gottwaldt/Schulle, S. 258). Unter ihnen waren die 21-jährige Marga und die vierjährige Lane Mannheimer.

margarete mannheimer

Margas Eltern und ihre jüngeren Geschwister Erika und Herbert, die in Kassel lebten, wurden einige Wochen später, am 8. Dezember 1942, ebenfalls in das Ghetto Riga verschleppt. Sie blieben dort unter grauenhaften Lebensbedingungen einige Zeit zusammen, bis am 16. Februar 1942 der 54-jährige Isidor Mannheimer in das im Aufbau befindliche Lager Salapils bei Riga abkommandiert wurde, wo die Männer in eisiger Kälte schwerste Bauarbeiten leisten mussten. Als der 54-jährige Isidor Mannheimer den Strapazen nicht mehr gewachsen war, wurde er am 26. März 1942 bei einer Erschießungsaktion im Bikernieker Wald ermordet. Margas jüngerer Bruder Herbert, geboren am 12. August 1927 in Bad Wildungen, wurde vermutlich bei der Auflösung des Rigaer Ghettos in das KZ-Riga-Kaiserwald gebracht, wo er noch im selben Jahr – gerade einmal 16 Jahre alt - starb. Nur Lina und Erika Mannheimer überlebten. Sie waren bei der Liquidierung des Rigaer Ghettos getrennt worden, trafen sich aber nach einer Odyssee durch verschiedene Lager wahrscheinlich 1944 im KZ Stutthof wieder. Von dort wurden sie auf den Todesmarsch nach Westen geschickt, am 26. Januar 1945 aber schließlich im polnischen Koronowo (Krone) befreit. Lina und Erika Mannheimer emigrierten 1946 in die USA.

Der Artikel konnte mit Hilfe von Richard Oppenheimer ergänzt werden.

Weitere Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945; Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus; Wolfgang Scheffler/Diana Schulle(Bearb.): Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden

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