Vorname | Irene |
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Nachname | Sitzmann |
Geburtsdatum | 09.11.1920 |
Geburtsort/Wohnort | Unterriedenberg/Wiesbaden, Bremen u. Frankfurt am Main, zugezogen von Berlin, Gipsstr. 12a |
Aufenthalt im Heim „Isenburg“ | 03.08.1940 - 27.05.1942 |
Abgemeldet nach | Frankfurt am Main, Großer Wollgraben 29, Letzte Adresse Klingerstr. 27 |
Beruf | - |
Deportation/Flucht | Deportiert im Frühjahr 1942 von Frankfurt am Main vermutlich in das Ghetto Izbica |
Sterbedatum und -ort | Vermutlich Vernichtungslager Sobiór |
Irene Sitzmann kam 1920 in Unterriedenberg zur Welt. Ihr Vater war der Kaufmann Isidor Sitzmann, ihre Mutter war Betty Sitzmann, geborene Hirschberg. Irene hatte zwei Schwestern. Der Vater betrieb in Unterriedenberg ein Manufakturwarengeschäft sowie einen Hausiererhandel, in dem auch die Mutter mitarbeitete. Die Familie war wohlhabend: Sie bewohnte eine Sechs-Zimmer-Wohnung und konnte eine Hausangestellte beschäftigen.
Irene Sitzmann besuchte von 1927 bis 1935 die Volksschule in Unterriedenberg. Weil sie Jüdin war, blieb ihr danach eine Ausbildungsstelle verwehrt. Während des Novemberpogroms 1938 wurde das Geschäft des Vaters zerstört. Wenige Wochen später musste Isidor Sitzmann sein Unternehmen aufgeben. Isidor und Betty Sitzmann flohen mit der jüngsten Tochter in den vermeintlichen Schutz der Großstadt und der großen Jüdischen Gemeinde nach Frankfurt.
Am 17. Oktober 1939 zog die knapp 19-jährige Irene Sitzmann von Frankfurt nach Höxter, Westerbachstraße 12. Sie nahm dort in der nicht-jüdischen Familie Simon eine Stelle als Haushaltshilfe an. Dort blieb sie ein halbes Jahr. Am 2. April 1940 wurde sie für einen Tag innerhalb von Höxter umgemeldet. Ihre kurzfristige Adresse, Nagelschmiedstraße 8 bei Ahron, befand sich im Gebäude der ehemaligen Synagoge. Das Fachwerkgebäude war während des Pogroms 1938 zwar verwüstet, aber - wegen der angrenzenden Fachwerkhäuser - nicht in Brand gesteckt worden. Am 3. April wurde Irene Sitzmann nach Bremen, Wegesende 16, abgemeldet.
Irene kam am 3. August 1940 in die Obhut des Heims „Isenburg“. Die inzwischen 20-Jährige zog von Berlin zu . Ihre dortige Adresse ist in den Neu-Isenburger Meldeunterlagen mit Gipsstraße 12 a angegeben. Es ist dies das Gebäude, in dem sich bis 1907 die Synagoge und das Gemeindezentrum der Synagogengemeinde Adass Jisroel befunden hatten.
Irene blieb mit einer kurzen Unterbrechung bis Ende Mai 1941 im Heim des Jüdischen Frauenbundes. Dann wurde sie nach Frankfurt am Main, Großer Wollgraben 9 (Börnestraße) abgemeldet. Im Juli 1941 lebte sie mittellos in Frankfurt auf Kosten der Jüdischen Gemeinde. Sie leistete in Frankfurt bei der Paverk-Gesellschaft für Papierverarbeitung, Mousonstraße 17 Zwangsarbeit.
Im Frühjahr 1942 wurde Irene Sitzmann zusammen mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester Lidia deportiert. Damals verließen drei Deportationszüge Frankfurt: am 8. Mai, am 24. Mai und am 11. Juni. Ziel aller drei Transporte war das Ghetto Izbica. Irene Sitzmann wurde vermutlich im Vernichtungslager Sobibór ermordet.
Der Gedenkbucheintrag konnte durch die Unterstützung von Fritz Ostkämper, Jacob-Pins-Gesellschaft, Höxter ergänzt werden.
Weitere Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; Jüdisches Museum Frankfurt am Main; Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945