Stadt Neu Isenburg

Namen

Heß, Gretel (Greta, Grete, Gerta)

VornameGretel (Greta, Grete, Gerta)
NachnameHeß
Geburtsdatum19.08.1918
Geburtsort/WohnortGießen
Aufenthalt im Heim „Isenburg“24.12.1935 - 10.08.1937
Abgemeldet nachLt. Abmeldeliste "auf Reisen"
Beruf-
Deportation/Flucht

-

Sterbedatum und -ort-

Gretel Heß wurde am 19. August 1918 in Gießen geboren. Sie hatte zwei ältere Brüder. Als Gretel 13 Jahre alt war, starb 1931 ihre Mutter. Im Alter von 17 Jahren wurde Gretel in das Neu-Isenburger Heim des Jüdischen Frauenbundes aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das staatliche Gesundheitsamt des Kreises Büdingen bereits ein Verfahren zur zwangsweisen Sterilisation des Mädchens in Gang gesetzt. Nach einem amtsärztlichen Gutachten war Gretel als Frühgeburt zur Welt gekommen und litt seit einer Lungenentzündung im 3. Lebensjahr unter Krämpfen. Ihre intellektuelle Entwicklung, so der staatlich bestellte Arzt, sei verzögert. Das amtsärztliche Gutachten diagnostizierte angeborenen Schwachsinn und empfahl die Unfruchtbarmachung des Mädchens.

Gretels Vater versuchte den Eingriff an seiner Tochter abzuwenden. Er verwies darauf, dass Gretels ältere Brüder das Gymnasium besucht hätten. Das Erbgesundheitsgericht beim Amtsgericht Gießen ließ solche Argumente nicht gelten. Am 6. Februar 1936 fasste das Gericht den Beschluss, Gretel sterilisieren zu lassen. Einen erneuten Widerspruch des Vaters wies das Gericht im April 1936 zurück. In einem letzten Versuch, seiner Tochter zu helfen, bat der Vater um eine Verschiebung des Eingriffs, damit er mit seiner Tochter auswandern könne.

Die Betreuer des Mädchens im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg machten keine Einwendungen gegen die zwangsweise Sterilisation von Gretel Heß.  Der Eingriff wurde im Juli 1936 im Offenbacher Stadtkrankenhaus vorgenommen. Als „geheilt“ entlassen, kehrte Gretel nach Neu-Isenburg zurück. Ein Jahr später verließ sie das Heim des Jüdischen Frauenbundes mit unbekanntem Ziel. In der Meldeliste der Stadt Neu-Isenburg ist angegeben: „auf Reisen“. Das weitere Schicksal von Gretel Heß konnte bisher nicht geklärt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass sie nach Frankreich floh, dort unter der deutschen Besatzung verhaftet und über das Durchgangslager Drancy bei Paris am 9. September 1942 nach Auschwitz deportiert wurde.

Quellen: Stadtarchiv Neu-Isenburg; Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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