Stadt Neu Isenburg

Namen

Oettinger, Eva Irene

VornameEva Irene
NachnameOettinger
Geburtsdatum17.10.1919
Geburtsort/WohnortRiedlingen (Baden-Württemberg)
Aufenthalt im Heim „Isenburg“07.05.1937 - 04.04.1938
Abgemeldet nachRiedlingen
BerufSchülerin
Deportation/Flucht

Geflohen 1938 nach England, 1939 nach New York

Sterbedatum und -ortFebruar 1979 in New York

Eva Irene Oettinger absolvierte in der Zeit von Mai 1937 bis April 1938 im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg eine Ausbildung. Sie stammte aus einer seit mehreren Generationen in dem Donaustädtchen Riedlingen ansässigen Familie (zum Folgenden vgl. Knüppel). Ihre Eltern, Herbert und Karoline (Carrie) Oettinger, führten seit 1906 in Riedlingen ein Geschäft, in dem sie Baumwollwaren, Stoffe, Damen- und Kinderbekleidung und seit November 1919 auch Haushaltswaren verkauften.

Die Familie besaß ein Haus in der Riedlinger Langestraße 8, in dem Eva Irene und ihr älterer Bruder mit den Eltern aufwuchsen. Eva besuchte, wie alle jüdischen Kinder in Riedlingen, zunächst die katholische Volksschule, anschließend von 1930 bis 1936 die Riedlinger Lateinschule (Progymnasium). Der 1911 geborene Bruder Ernst absolvierte im Anschluss an die Lateinschule noch das Ulmer Gymnasium, studierte später Rechtswissenschaften und promovierte. Evas Ausbildung dagegen wurde durch die nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen abgebrochen. Sie verließ 1936 die Lateinschule, besuchte danach von April 1936 bis März 1937 die jüdische Frauenfachschule von Käthe Künstler im bayerischen Wolfratshausen. Ihre praktische Ausbildung erhielt sie anschließend im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg.

Im April 1938 verließ Eva Oettiner Neu-Isenburg und reiste über Berlin nach Großbritannien. In Edinburgh arbeitete sie als Haushaltshilfe und Kindermädchen in einer schottischen Familie.

Im September 1938 musste Evas Vater, Herbert Oettinger, das seit über 65 Jahren bestehende Textilgeschäft verkaufen, führte es aber offenbar noch bis zum November des Jahres weiter. Während des Pogroms 1938 wurde er in ein KZ verschleppt, vermutlich nach Dachau. Kaum zwei Wochen später war die Familie Oettinger aus Riedlingen vertrieben. Sie zog nach Stuttgart.

Am 22. August 1942 wurden Evas Eltern in das Durchgangs- und Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, zwei Jahre später, am 16. Mai 1944, von Theresienstadt in das Lager Auschwitz, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet wurden. Evas Bruder konnte Deutschland rechtzeitig verlassen.

Eva kehrte im Frühjahr 1939 noch einmal nach Deutschland zurück, um in Stuttgart Adolf Gerson zu heiraten. Zusammen mit ihrem Ehemann fuhr sie nach Frankreich und schiffte sich in Le Havre nach den USA ein. Auf der „President Roosevelt“ erreichte sie am 5. September 1939 New York. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod im Februar 1979. Ihr Ehemann starb 1972.

Quellen: Christoph Knüppel: "Denn deine Kraft ist in den Schwachen mächtig"; Stadtarchiv Neu-Isenburg; www.ancestry.com

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